HÖCHSTADT  - "Das war weder Fisch noch Fleisch" – so lautete der Kommentar von Cheftrainer Markus Mönius nach dem ersten Auftritt seines Schützlings Martin Grau auf seiner Paradestrecke 3000 Meter Hindernis nach fast einem Jahr Pause.

Das Meeting in Jena sollte zumindest einen Fingerzeig geben, ob das LSC-Aushängeschild wieder auf dem Weg zu alter Klasse (sprich: europäische Spitze) ist. Die Antwort liegt aber für den Athleten und seinen Coach weiter im Ungewissen. Denn zum einen verhinderte eine blockierte rechte Wade ein besseres Ergebnis und lässt eine Zwangspause befürchten, zum anderen ist er mit den für ihn mäßigen 8:39,26 Sekunden aktuell dennoch die Nummer eins in Deutschland.

Mit dieser Zeit – und vor allem mit dem Sieg – mussten die beiden Höchstadter letztlich sogar zufrieden sein, denn das Rennen lief nur bis zur Hälfte wie geplant: Die ersten 1000 Meter machte wie verabredet Graus langjähriger Wegbegleiter Tim Stegemann (LAC Erfurt) das Tempo nach Maß (2:49), dann war der 25-Jährige aus Biengarten an der Reihe.

Bis 1400 Meter habe das auch gut ausgesehen, so Mönius, dann sei ihm "Martins unglaublich schlechte Hindernistechnik" aufgefallen. Des Rätsels Lösung: Nach einem dieser Sprünge war der LSC-Läufer hart aufgekommen, spürte fortan ein Ziehen in der Wade und lief unrund.

Natürlich war die anvisierte 2000m-Zeit von 5:40 so nicht zu halten, die Zwischenzeit lag bei 5:42 und Stegemann ging wieder vorbei. Zwar kämpfte Grau unvermindert weiter, doch stets waren gut fünf Meter zwischen dem Thüringer, der schon 2011 mit Grau bei der Junioren-Europameisterschaft in Tallinn im Finale stand, und ihm.

Doch am letzten Wassergraben wirkte auch Stegemann "blau", lief schon unkonventionell auf das Hindernis zu – und stürzte kopfüber in den Graben. Grau witterte die Chance, war auch vorbei, wäre aber beinahe doch noch gescheitert, weil ein überrundeter Läufer ihn zu einem Umweg zwang. Aber am Ende lag er doch fast sieben Zehntelsekunden vor dem alten Rivalen.

Noch im Ziel begann die "Reha" mit Eispackungen und Massagen, am Sonntag ging es gleich zum Physiotherapeuten – in der Hoffnung, dass der Start am kommenden Sonntag in Rehlingen nicht gefährdet ist. Denn Jena sollte ja nur eine Standortbestimmung sein, in Rehlingen will Grau sich für den Europacup qualifizieren.

Noch zwei weitere Läufer aus dem Landkreis waren in Jena am Start, wobei Graus Teamkollege Brian Weisheit bei seiner Premiere auf der langen Hindernisstrecke reichlich Lehrgeld zahlte. Bis 2000 Meter sah es noch ganz ordentlich aus, dann brach er noch ein und kam nach 9:45,24 Minuten als Zwölfter von 14 Startern ins Ziel.

Deutlich weiter vorne war Niklas Buchholz vom TSV Hemhofen – und er dürfte neben Stegemann einer der Unglücklichsten im Stadion gewesen sein. Bis 70 Meter vor dem Ziel war der Junior ganz klar auf Kurs zur Europameisterschaftsnorm von 9:02 Minuten.

Aber manchmal gleicht sich im Leben doch alles aus: Vor zwei Jahren war er an gleicher Stelle im gleichen Stadion Deutscher Jugendmeister geworden, weil der Führende am letzten Hindernis zu Fall kam. Diesmal erwischte es ihn selbst. Er rappelte sich zwar schnell wieder auf, aber mit 9:02,68 war die Norm fürs Erste verpasst.

Markus Mönius dazu: "Wenn sie beim Verband schlau sind, nominieren sie ihn trotzdem. Jeder konnte sehen, dass er die Zeit locker drauf hat."